Bilder sind Inhalt unseres Faches und damit zugleich das wohl wichtigste Medium im Kunstunterricht. Welche Bilder man im Unterricht verwenden möchte, ist nicht nur eine didaktische Entscheidung: Beim Verwenden von Bildmaterial, dessen UrheberIn man nicht selbst ist, müssen rechtlich einige Dinge beachtet werden. Hier ein kleiner Überblick über
1. Möglichkeiten, Bilder zu finden und
2. Grenzen durch Urheberrechte
1. Bilder – analog oder digital?
Bilder können analog oder digital im Unterricht genutzt werden – beides hat Vor- und Nachteile.
Analoge Bildsammlungen: Lehrwerke und Kunstmappen
Bilder in Lehrwerken
Bildmaterial findet sich natürlich in den Lehrwerken der verschiedenen Schulbuchverlage. Besonders hervorzuheben ist hier der wunderbare Bildatlas Kunst von Klett, der als Ergänzung zu den Arbeitsbüchern Kunst (ebenfalls Klett) passendes, qualitativ sehr hochwertiges Bildmaterial liefert. Auf je einer Doppelseite wird ein Werk vorgestellt, indem es ganzseitig abgebildet und anhand kurzer Texte und Bildverweise erläutert wird. Insgesamt ergibt sich ein Kanon von 100 Bildern.
Sofern die Schule sich (mindestens) einen Klassensatz dieser oder anderer Lehrwerke und des entsprechenden Zusatzmaterials (z.T. noch Folien in den Lehrerhandreichungen) gönnt, sind die Bilder natürlich für jeden Schüler verfügbar. Sollten nur Einzelexemplare vorhanden sein, gelten die Regeln für das Kopieren aus Lehrwerken, die u.a. auf http://www.schulbuchkopie.de/ sehr gut zusammengefasst sind. Weitere Hinweise und Links zum Urheberrecht am Ende des Artikels.
Bildsammlungen: Meisterwerke der Kunst
Kunstmappen, wie die vom Landesinstitut für Schulentwicklung und des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg herausgegebenen Meisterwerke der Kunst, bieten hochwertige Reproduktionen auf Einzelblättern, die sehr flexibel im Unterricht eingesetzt werden können.
Die Meisterwerke der Kunst erscheinen seit mittlerweile über 60 Jahren einmal jährlich mit jeweils 12 Bildern zu einem Thema. Die Reproduktionen weisen eine sehr gute Qualität in Auflösung und Farbwiedergabe auf. Sie kommen im Format 24,5 x 32,5 cm daher, sind also etwas größer als A4 (was für die Archivierung mitunter problematisch sein kann). Das Papier erscheint recht dünn, die Lebensdauer in der Schule ist dadurch möglicherweise begrenzt. Die Bildauswahl wird laut Homepage von „einem künstlerisch-wissenschaftlichen Beirat getroffen, der aus erfahrenen Kunstpädagoginnen und Kunstpädagogen aus verschiedenen Bundesländern“ besteht.
Am Beispiel der Kunstmappe 65 (2017) zum Thema „In Bewegung“ lässt sich die Vielfalt der Bildauswahl zeigen: Das ausgewählte Bildmaterial erstreckt sich über mehrere Jahrtausende und Kontinente vom Alabaster-Relief „König Assurnasirpal II auf Löwenjagd“ (zwischen 883 – 859 v. Chr.) aus einer 2015 zerstörten Palastanlage im Nordirak über Velázquez „Die Spinnerinnen“ (1648 bzw. 1656/58) und E. Muybridge zu Roy Liechtenstein (Whaam!, 1963) und Andreas Slominski; dazwischen ein kleines Highlight: ein zweiteiliges Werk auf Papier und transparenter Folie von Vasarely.
Ähnlich vielfältige Bildersammlungen sind zu unzähligen weiteren Themen entstanden. Eine komplette Übersicht über erhältliche Mappen ist auf der Seite des Neckar-Verlags zu finden. Ergänzend zu jeder thematischen Sammlung liefert ein 16-seitiges Begleitheft ausführliche Hintergrundinformationen zu den ausgewählten Werken. Zum günstigen Preis von 4-5 € pro Mappe ist die Anschaffung dieser themengebundenen Bildsammlungen unbedingt eine Überlegung wert. Da auch im Zentralabitur mit ähnlichen Reproduktionen gearbeitet wird, bietet sich der Einsatz in der Oberstufe an um die Schülerinnen und Schüler an diese Art Medium zu gewöhnen. Wer es dennoch lieber digital mag, kann auf die Bildersammlungen der Meisterwerke auf CD-Rom zurückgreifen. Mehr zu den Kunstmappen auch hier.
Vorteile…
Vorteile gedruckten Bildmaterials liegen sprichwörtlich auf der Hand: Jede Schülerin kann das Bild am Platz direkt vor der Nase haben und gerade in Zeiten fortschreitender Digitalisierung sollte das Haptische ruhig mit bedacht werden, nicht zuletzt als Ermutigung zur Langsamkeit, die genaues Hinschauen fördern kann. Jede/r kann in Ruhe für sich schauen, Bilder als Einzelblätter können nebeneinander arrangiert und so in Zusammenhänge gebracht werden ( vgl. Methode des Bildatlas / Mapping). Die Bildpräsentation am Beamer erfordert hingegen eher frontale Unterrichtssituationen und eine Verdunkelung des Raumes.
Nachteile…
Nachteil der oben genannten Bildsammlungen: Man beschränkt sich auf eine – mehr oder weniger starre – Auswahl, die von außen vorgegeben ist, ähnlich eines Kanons. Diese Auswahl bezieht sich in den oben beschriebenen Varianten zudem vorrangig auf Bildbeispiele aus der Kunst und lässt Alltags- bzw. Medienbilder außen vor.
Abhilfe schaffen eigene Bildsammlungen (ausgeschnitten aus Zeitungen, Kalendern, Kunst- und Urlaubspostkarten…), die auch durch die Schülerinnen und Schüler zusammengetragen werden können. Verfügt die Schule über hochwertige Farbdrucker, kann auch auf diese Weise Bildmaterial ergänzt werden. Auf spontane Wünsche, Fragen oder Hinweise der Schülerinnen und Schüler kann im Unterrichtsverlauf jedoch nicht immer flexibel und spontan mit passendem Bildmaterial reagiert werden. Hier bieten digitale Bildquellen klare Vorteile.
Digitales Bildmaterial aus dem Internet
Ist der Kunstraum mit Computer, Beamer, Projektionsfläche und einem Internetzugang ausgestattet, wird man die Möglichkeit einer spontanen Online-Bildsuche bald nicht mehr missen wollen. Im nicht bis ins letzte planbaren Unterricht kann spontan nach Beispielbildern gesucht werden, um einen Sachverhalt zu verdeutlichen oder Anregungen zu geben. Teure Druckertinte oder Toner müssen dazu nicht verbraucht werden. Jedes beliebige – auch bewegte – Bild ist in Sekundenbruchteilen verfügbar. Interaktive Whiteboards ermöglichen zudem das Markieren und Zeichnen auf dem Bild um z.B. Kompositionslinien zu verdeutlichen.
Bildmaterial ist zum einen über digitale Lehrwerke und Lehrermaterialien nutzbar, zum anderen über Bilddatenbanken wie Prometheus oder ganz einfach über eine Google-Suche.
Bildersuche mit Google
Die wohl am häufigsten genutzte Möglichkeit, Bilder – und dabei vor allem nicht nur Abbildungen von Kunstwerken im engeren Sinne – zu einem Thema zu finden, ist die Suche über Google. Die Suchmaschine bietet sogar die Möglichkeit, Bilder nach Nutzungsrechten gefiltert zu suchen.
Diese Funktion (zu finden unter Tools) sollte unbedingt genutzt werden, wenn die Bildern über das bloße Zeigen hinaus anderweitig verwendet werden sollen.
Bilddatenbanken: Prometheus
Das digitale Bildarchiv Prometheus umfasst mittlerweile über 1,5 Mio. hochwertige, digitalisierte Bilder aus Kunst, Kultur und Geschichte aus über 90 Forschungs- und Museumsdatenbanken zum Zwecke der Forschung und Lehre. Konkret heißt es auf der Homepage:
Verwendung der Bilder für Forschung und Lehre
Die in prometheus recherchierbaren Bilder und Mediendateien (z.B. Videos) dürfen in der Hochschullehre, im Schulunterricht und zum eigenen wissenschaftlichen Gebrauch genutzt werden, ohne dass eine Genehmigung eingeholt oder eine Gebühr entrichtet werden muss.
(http://prometheus-bildarchiv.de/copyright)
Für die Nutzung des Archivs können BDK-Mitglieder einen kostenfreien Zugang beantragen.
Für die Verwendung von Medien im Unterricht gibt es auch speziell zu diesem Zweck eingerichtete Medienzentren bzw. online-Datenbanken wie die FWU-Mediathek, welche speziell für den Unterricht aufbereitete Medien anbietet, die rechtssicher verwendet werden können – der Zugang ist jedoch kostenpflichtig.
Trotz all dieser vielfältigen Möglichkeiten muss jedoch auch klar sein, dass nichts die Begegnung mit Originalen im Museum ersetzen kann. Hier kommt die Wirkung eines Bildes im Originalformat, mit sichtbaren Pinselspuren und unverfälschten Farben erst voll zur Geltung.
2. Das Kleingedruckte: Hinweise zum Urheberrecht
Digitale Bilder können, wie im ersten Teil des Artikels schon beschrieben, bereits bei der Suche entsprechend gefiltert werden. Das Bildarchiv Prometheus bietet die Möglichkeit, die dort verfügbaren Bilder gebührenfrei für Forschung und Lehre zu nutzen.
Analoge Bilder bzw. Texte dürfen im Allgemeinen mit Einschränkungen bzw. in einem bestimmten Umfang kopiert und mittlerweile sogar eingescannt, jedoch nicht auf Online-Plattformen (z.B. moodle, Dropbox) zur Verfügung gestellt werden. Das Verteilen per E-Mail oder klassischen Datenträgern wie USB-Stick oder CD hingegen ist erlaubt.
Da schon vielerlei Auflistungen zu diesem komplexen Thema existieren, hier nur noch einige Links zum Vertiefen:
- Einen sehr guten und vor allem verständlichen und verlässlichen Überblick über die seit 2013 geltenden Regelungen zum Kopieren bzw. Scannen aus Lehrwerken bietet die von der KMK und dem Verband Bildungsmedien e.V. erstellte Seite http://www.schulbuchkopie.de/. Unter dem Motto Was geht, was geht nicht werden hier auch Antworten auf die in der Praxis am häufigsten gestellten Fragen angeboten.
- Eine weitere gute Übersicht bieten die Lehrerinnen-Fortbildungsseiten Baden-Württembergs, u.a. mit einer Checkliste zum geltenden Recht bei der Verwendung von Bildern und Texten.
- Kommentare und Erläuterungen zu diversen Urheberrechtsbelangen finden sich auch beim Lehrerfreund unter dem Tag „Urheberrecht“.
- Weiteres Material zum Nachlesen gibt es bei Klicksafe (Zusatzmaterial zum Lehrerhandbuch für den Unterricht zum Thema Urheberrecht im Alltag) oder bei Irights.info.
- Wer Urheberrechtsprobleme am liebsten ganz umgehen möchte, sollte sich zu Creative Commons und OER (Open Educational Resources /freien Bildungsmaterialien) belesen, z.B. bei der Bundeszentrale für politische Bildung.